Kreiszeitung (Anna J. Deylitz) 21.10.2006
Das Leben macht Spaß
Sindelfingen -Theater Szene 03 nennt Jürgen Siehr seine Theatergruppe, die er immer wieder aus neuen Mitgliedern zusammenstellt und die es zu bemerkenswerten Aufführungen gebracht hat. Diesmal spielen sie im Theaterkeller das bekannte Bühnenstück „Harold & Maude“. (…)
Mit der Besetzung von Maude (hervorragend - in des Wortes ursprünglicher Bedeutung - in ihrer
Lebendigkeit und ihrem Charme: Diane Marstboom) und Harold (zeigt glaubhaft eine Entwicklung von linkisch zu erwachsen: Volker Bönisch) ist das bei dieser Inszenierung gelungen. Der linkische und
verquere Bursche, dem seine Mutter (einfach überzeugend: Annette Kadow) sogar vergeblich drei Mädchen aus einer Computer-Partnervermittlung offeriert (sehr hübsch und differenziert in allen drei
Rollen: Constance Klemenz) und der auch den Fragen des Analytikers (authentisch: Pierre Dunand) unbeeindruckt gegenübersteht, er taut auf, wird vom Society-Zombie zum Menschen. ... So entsteht nicht
nur eine tiefe Zuneigung zu der alten Dame Maude, sondern zum Entsetzen seiner Mutter und des Pfarrers (hübsch: Tristan Materna) beschließt er sogar, Maude zu heiraten, an ihrem 80. Geburtstag.
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Sindelfinger Zeitung 24.10.2006 |
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Die Flucht aus dem Leben |
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Theater Szene 03 mit „Harold und Maude“ im Theaterkeller |
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Von unserem Mitarbeiter Ulrich Holthausen
„Ich habe nicht gelebt, bin nur oft gestorben.“ Als Film wurde das morbide Spiel von „Harold und Maude“ zum Kult. Das Theater Szene 03 präsentierte jetzt die unbekanntere Bühnenversion im Sindelfinger Theaterkeller. Nach zähem Auftakt ein durchaus unterhaltsames Spiel.
Der Vorhang geht auf und Hauptfigur Harold baumelt von der Decke. Es ist offensichtlich, er hat die falsche Krawatte gewählt. Dennoch gestaltet sich der Auftakt zäh. Holprig und recht uninspiriert findet das Ensemble unter der Regie von Jürgen Siehr nicht ins Spiel... Eine erste Ausnahme bleibt Constance Klemenz, stark in ihrer Differenzierung der drei Mädchenrollen.
Dennoch findet dieses Ensemble ... zu seinem Spielrhythmus und wirbelt zunehmend unterhaltsamer durch die Geschichte, die auch ein Spiel um Menschlichkeit ist. Neben der Unfähigkeit zu leben, der permanenten Flucht vor dem Leben erzählt das Stück schließlich auch vom Spaß am Leben. Überzeugend, sobald all die Komik im Stoff für die Akteure kein Zwang mehr auf der Bühne scheint: „Tot sein hat durchaus auch seinen Reiz“. |
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